Leinöl ist eine tickende Nährstoffbombe. Denn der hohe Anteil an wertvollen, ungesättigten Fettsäuren und Spurenstoffen macht die Leinöl Haltbarkeit zu einem trickreichen Thema. Der Grund: Diese Stoffe sind mindestens so empfindlich wie wertvoll. Anlass genug in diesem Artikel zu prüfen: Wie lange ist Leinöl haltbar? Und wie kann man Leinöl lagern, damit es seine Nährstoffe behält?
Inhalt
Wie lange ist Leinöl haltbar?
Kaltgepresstes, natives Leinöl hat eine Haltbarkeit von etwa zwei bis fünf Wochen. Da die gesunden Stoffe im Leinöl schnell oxidieren, solltest du es aber schnellstmöglich verbrauchen. Raffiniertes Leinöl kann über das MHD hinaus genutzt werden, bis es ranzig richt.
So viel in Kürze. Aber – warum?
Wenn Leinsamenöl wertvoll und gesund ist, hält es leider nicht lange. Und es sind gerade die besonders gesunden Stoffe im Leinöl, die schnell an Qualität einbüßen.
Wenn das Leinöl haltbar ist, wurde es dieser Stoffe beraubt; je mehr gesunde Fettsäuren das Leinöl enthält, desto empfindlicher gibt sich „die Diva unter den Ölen“.
Der größte Wert des nativen Leinöls in meiner Ernährung besteht in den allermeisten Fällen darin, ein ungesundes Verhältnis in der Aufnahme von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu korrigieren.
Früher haben wir uns in einem Verhältnis von einem Teil Omega-3-Fettsäure zu einem, zwei Teilen Omega-6-Fettsäure ernährt; heute sind wir bei einem Verhältnis von 1:25 oder sogar 1:50 angekommen.
Wenn du dich vollwertig und gesund ernähren möchtest, wäre es nämlich sehr schade, auf das „so ungefähr gesündeste aller Öle“ zu verzichten – nur weil dir die Aufbewahrung zu nervig erscheint oder du nicht so richtig weißt, wann (wie lange) das Leinöl noch sinnvolle Mengen gesunder Stoffe enthält.
- Hoher Anteil an Omega-3 Fettsäuren
- Bio-Saat aus kontrolliertem Anbau - DE-ÖKO-007
Damit du dennoch von dem „rasend gesunden“ Leinöl profitieren kannst, erfährst du in diesem Artikel alles zur Haltbarkeit von Leinöl und zur alltagstauglichen Verlängerung dieser Haltbarkeit.
Und damit: fangen wir an!
Wie lange ist geöffnetes Leinöl haltbar?
Kommt darauf an: Wenn du im Discounter oder gewöhnlichen Supermarkt „irgendein Leinöl“ kaufst, kann dieses Leinöl haltbar sein, vielleicht sogar sehr lange. Dann steht ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Flasche, das noch viele Monate entfernt liegt.
Dann hast du aber auch ein Leinöl gekauft, dem ein ganz entscheidender Hinweises fehlt: Du findest auf der Flasche nur den Aufdruck „Leinöl“, nicht die Worte „kalt gepresst“ oder „nativ“. Das bedeutet, du hast ein raffiniertes Leinöl gekauft, und dieses Leinöl ist haltbar, weil im Prozess der Öl-Raffination die gesunden Stoffe entfernt wurden, die die Haltbarkeit des Leinöls verkürzen.
„Haltbarkeit“ ist gut für das Überleben der Menschheit, aber nicht unbedingt gut für die Gesundheit des einzelnen Menschen … Denn gesund und schmackhaft wird ein Öl durch empfindliche Fettsäuren, Reste aromatischer Duft- und Geschmacks- und Bitterstoffe sowie farbgebender Pigmente.
All das sind Pflanzenstoffe, die gut für unsere Gesundheit sind; all das sind Pflanzenstoffe, die schnell verderben. Und genau das ist der Grund, warum du bei Leinöl eine tickende Nährstoffbombe im Regal hast.
In der industriellen Öl-Raffination gelten diese Stoffe, die das Öl wertvoll für die menschliche Ernährung machen, als unerwünschte Begleitstoffe. Sie werden säuberlichst aus dem Truböl (Rohöl) entfernt, weil sie Haltbarkeit, technische Weiterverarbeitung, Farbe, Geruch und Geschmack stören.
Als gutes raffiniertes Öl gilt ein Öl, dass keine charakteristische Farbe, keinen charakteristischen Geruch und keinen charakteristischen Geschmack aufweist – neutral ist gut und lange haltbar.
Auf wikipedia.de werden die einzelnen Schritte der Raffination oder Raffinierung geschildert – aber Vorsicht, wenn du dir das durchliest, wirst du wahrscheinlich nie wieder raffiniertes Öl kaufen.
Aber: Die Raffination ist natürlich kein schwarz-weiß-Thema. Denn bei der Raffination kommt ein Öl heraus, das fast nur noch aus reinem Fett besteht; lange haltbar ist und in der Hungersnot nach dem Zweiten Weltkrieg einen Dauerplatz in unseren Regalen gefunden hat.
In unserer Überflussgesellschaft, in der mehr Nahrung weggeschmissen als verzehrt wird, braucht eigentlich kein Mensch mehr diese Öle.
Für das Leinöl solltest du dir merken: Wenn Leinöl haltbar ist, ist es nicht von großem Wert für deine Gesundheit. Das kalt gepresste oder native Leinöl, das so viel gesunde Omega-3-Fettsäuren und sogar ansehnliche Mengen der seltenen Alpha-Linolensäure enthält, ist gerade wegen dieser gesunden Inhaltsstoffe nicht lange haltbar.
Wie lange, hängt von der Aufbewahrung ab, zu der du nun mehr erfährst:
Wie lagert man Leinöl?
Wenn du Leinöl lagern willst, sollte das so dunkel und kühl wie möglich geschehen, und in der dunklen Glasflasche, in der das Leinöl hoffentlich verkauft wurde (wenn nicht, sofort nach dem Öffnen in eine dunkle Glasflasche umfüllen). Das macht das Leinöl aber nicht „haltbar“, sondern verzögert nur den Verfall der wertvollen Inhaltsstoffe.
Grundsätzlich gilt: Wenn du eine gute Bezugsquelle hast, bei der du schnell und einfach frisches, kalt gepresstes Leinöl erwerben kannst – lagerst du dieses Leinöl am besten gar nicht, sondern verbrauchst es so schnell wie möglich (d. h. in etwa zwei bis fünf Wochen).
Da kommt schnell die Frage auf, ob man nach dem Öffnen der Leinsamenöl Flasche den Verbrauchs-Turbo anschalten muss…
Wie lagert man angebrochenes Leinsamenöl?
Wenn du das Leinöl bereits geöffnet hast, hilft dir das Mindesthaltbarkeitsdatum bei kalt gepresstem Leinöl nicht mehr – weil frisches, kalt gepresstes Leinöl nicht haltbar ist, sondern ein Lebensmittel, das am besten für deinen Körper ist, wenn es ganz frisch in wenigen Wochen verbraucht wird.
Dennoch brauchst du trotzdem nicht jeden Tag Mengen von Salat mit Leinöl-Dressing zu essen. Im Alltag bieten sich genügend Möglichkeiten das Öl unterzubringen:
- Nutze Leinöl in einem Bullet-Proof-Coffee
- Gib einen Löffel ins Müsli/Porridge
- Stelle eine köstlich-frische Leinöl-Mayonnaise her
- Gibt einen Spritzer Leinöl in die Suppe oder über dein Lieblings-Gemüsegericht
- Füge einen kleinen Schuss deinem Pfannkuchen-Teig hinzu.
Sollte dann nach ein paar Wochen immer noch ein Rest übrig sein, kannst du dir den „in die Haare schmieren“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Oder vielleicht auf die Haut. Tatsächlich wirkt Leinöl auf beide regenerierend und revitalisierend, macht sie glatt und geschmeidig.
Tipp: Neben dem Öl entsteht bei der Produktion von Leinöl auch entöltes Leinsamenmehl, dass du prima in der Low-Carb-Küche nutzen kannst. Hier findest du einige vegane Low Carb Rezepte mit Leinsamen.
- Wenig Kohlenhydrate
- Reich an Omega-3-Fettsäuren
Wie lange hält sich Leinöl ungekühlt?
Ungeöffnet halten sich Leinöle entsprechend des Mindesthaltbarkeitsdatums. Sowohl bei „toten“ Raffinade-Öl als auch bei kalt gepressten Leinöl findest du auf der Flasche einen Aufdruck: „Ungeöffnet mindestens haltbar bis“ und darunter das Mindesthaltbarkeitsdatum.
Dieses Mindesthaltbarkeitsdatum liegt beim Raffinade-Leinöl in beruhigender ferne, beim kalt gepressten Leinöl recht nah …
Daran ändern übrigens auch die Pressverfahren nichts, nach denen das Leinöl (besonders teuer) als „oxyguard“ oder „omega safe“ verkauft wird: Die sorgen bei sehr großen Ölmühlen nur dafür, dass das Leinöl nicht schon während der langsamen Pressung der großen Mengen oxidiert.
Hintergrund: Bei großen Kaltpressungen dauert es lange, bis das Öl endlich in einer dunklen Flasche sicher vor Sauerstoff-Angriffen ist. Daher wird es unter einer Schutzatmosphäre aus reinem Kohlendioxid oder Stickstoff gepresst, die den Luft-Sauerstoff von Lein und Leinöl fernhält.
Kleine Ölmühlen pressen genauso sorgfältig (oft mit integrierter Wasserkühlung, damit die Temperatur bei der Kaltpressung nie 37 °C überschreitet), aber viel schneller: in vernünftigen Chargen, in einem einzigen Pressvorgang praktisch direkt in die Flasche.
Das Öl kommt mit sehr wenig Sauerstoff und auch nicht mit Stickstoff oder Kohlendioxid in Kontakt, es behält den reinen, milden, natürlichen Geschmack.
Wie lange Leinöl haltbar ist, wenn es ungekühlt aufbewahrt wird, hängt vor allem von der Umgebungstemperatur und von Lichteinfall ab: Je kühler und dunkler, desto länger ist das Leinöl haltbar.
Da kommt schnell die Idee auf, Leinöl im Kühlschrank zu lagern – aber macht das auch Sinn?
Kann man Leinöl im Kühlschrank lagern?
Wenn du frisches, kalt gepresstes Leinöl auf Vorrat gekauft hast, sollst du das sogar im Kühlschrank lagern. Dann ist das Leinöl haltbar bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum, wenn es im Kühlschrank hinten an der Wand ein dunkles Plätzchen gefunden hat.
Da geöffnetes Leinöl weniger haltbar ist, solltest du nach dem Öffnen nicht mehr über „lagern“ nachdenken. Auch wenn du das Leinöl im Kühlschrank aufbewahrst, denn: Kaltgepresstes Leinöl ist haltbar, bis zu viele der gesunden Inhaltsstoffe bei Kontakt mit Sauerstoff oxidiert sind.
Nach dem ersten Öffnen kommen sie jedes Mal in Kontakt mit Sauerstoff, wenn du etwas aus der Flasche entnimmst. Helles Licht in der Kühlschrank-Tür, wo die Flasche nun meist steht, beschleunigt die Oxidation noch; aber selbst ein dunkler Standort im Kühlschrank macht eine einmal angebrochene Flasche Leinöl nicht haltbar auf längere Dauer.
Grund genug zu lernen, woran man frisches und altes Leinöl auseinander halten kann.
Woran erkannt man frisches Leinöl?
Die Frische eines gesunden, kalt gepressten Leinöls erkennst du daran, dass es eine schöne gelbe Farbe hat, angenehm duftet und einen feinen, nussigen Geschmack hat.
Wenn ein frisches, kalt gepresstes Leinöl altert, kann sich die Farbe verändern; vor allem wenn du es ganz frisch gepresst aus einer Ölmühle beziehst. Dann ist es nämlich noch ganz hellgelb und cremig, weil die beim Pressen durcheinandergewirbelten Kleinststoffe noch gar keine Zeit hatten, sich zu Grüppchen zu ordnen.
Dieses Leinöl wird dann im Laufe der Zeit meist etwas klarer, auch wenn es immer noch frisch und gesund ist.
Ob das Leinöl noch frisch ist, erkennst du vor allem an Geschmack und Geruch:
Woran erkennt man schlechtes, abgelaufenes Leinöl?
Wenn die gesunden Fettsäuren oxidieren, entwickeln sie einen ziemlich bitteren Geschmack.
Sobald du den ersten Anflug von Bitterkeit schmeckst, solltest du die Flasche dann wirklich zügig verbrauchen. Bald wird dieses Leinöl nämlich so bitter schmecken, dass es kein wirklicher Genuss mehr ist.
Du solltest es dann auch gar nicht mehr in größeren Mengen zu dir nehmen, weil oxidierte Fettsäuren keinen Gesundheitswert haben und bei der Oxidation auch Stoffe entstehen können, die nicht sehr gesund sind (auf Dauer wirken diese Oxidationsprodukte vermutlich entzündungsfördernd; wie die Trans-Fettsäuren in über den Rauchpunkt erhitztem Öl).
Über dieses oxidierte Leinöl freuen sich aber immer noch deine Holzmöbel: Du kannst sie großzügig damit einreiben und den Überschuss nach ein, zwei Stunden mit einem Küchenpapier entfernen.
Damit es gar nicht soweit kommt stellt sich die Frage:
Wie kann man Leinöl haltbar machen?
Wenn du Leinöl haltbar machen musst, weil ohne Kenntnis über die kurze Haltbarkeit größere Mengen gekauft hast, solltest du es am besten einfrieren. Das Einfrieren verhindert/verlangsamt die Oxidation, was die Haltbarkeit um etwa ein halbes Jahr verlängert.
Da das Leinöl nicht wirklich einfriert (der Gefrierpunkt, der die bisher elastisch verbundenen Molekülketten aufbricht, liegt bei Leinöl zwischen -15 und -20 °C), kannst du es meist sofort nach der Entnahme aus dem Tiefkühler nutzen.
Sollten sich im Leinöl doch kleine gefrorene Inseln zeigen, kannst du dich darüber freuen: Sie sind ein Zeichen dafür, dass dieses kalt gepresste Leinöl besonders viele der „Reststoffe des Lebens“ enthält, die kalt gepresstes Leinöl so gesund machen.
Das ist leider auch die einzige Möglichkeit, die gesunden Inhaltsstoffe im Leinöl haltbar zu machen (Leinöl einkochen geht, bringt aber nur Kunstmalern etwas, die aus schnell aushärtendem Leinöl und Pigmenten besonders deckende, glänzende Farben herstellen möchten).
Fazit: Wie lange ist Leinöl haltbar?
Wenn ein Leinöl haltbar ist, also ein langes Mindesthaltbarkeitsdatum aufweist, ist es ein raffiniertes Leinöl, das deinem Körper außer Energie nicht viel bringt. Frisches, kalt gepresstes Leinöl ist ein ebenso gesundes wie empfindliches Lebensmittel. Das du deshalb auch schnell verbrauchen oder (zwischendurch) einfrieren solltest, weil das Leinöl gerade durch die gesunden Inhaltsstoffe so empfindlich wird.